Warum sind Hochzeitsfotografen so "teuer"???

Wenn Paare entschließen zu heiraten und mit der Planung anfangen, sind sie oft geschockt über die Preise eines Fotografen.

"Für die paar Stunden knipsen will der/die sooo viel Geld haben? Bei dem Stundenlohn werde ich auch Hochzeitsfotograf"

Solche Aussagen hört und liest man oft, vor allem in Internet-Foren. Doch was macht den Preis für ein Hochzeits-Shooting aus? Und sind die Preise gerechtfertigt?

Viele gehen davon aus, dass der Fotograf auf der Hochzeit erscheint, ein paar Bilder schießt und mit 800 Euro Gewinn nach Hause fährt... ODER???

 

Also, mal ganz abgesehen von der Kameraausrüstung, die leicht mehrere tausend Euro verschlingen kann, was macht den Preis eines Hochzeitsfotografen aus?

 

Tage eines solchen Fotografen bestehen gewöhnlich aus folgenden Dingen:

1.     Flyer und Visitenkarten - Diese müssen kreiert und bestellt werden und vor allem müssen immer genügend vorrätig sein.

2.     Internetpräsents - Eine Homepage ist heutzutage schon ein MUSS. Hier können sich potenzielle Kunden Preise, Leistungen und Referenzen anschauen. Die Seite muss gepflegt und immer auf dem neusten Stand gehalten werden.

3.     Vertrag - Der Vertrag zur Hochzeitfotografie muss ausgearbeitet und nach Bedarf aktualisiert werden.

4.     Kundenaquise - Das bedeutet, dass das Internet nach Aufträgen durchstöbert wird, Anzeigen werden entworfen und aufgegeben, Weddingplanner, DJs, Brautmodengeschäfte, Frisöre, Juweliere, Blumengeschäfte etc. werden aufgesucht um dort Flyer und Visitenkarten zu hinterlegen. Auch der Besuch von Hochzeitsmessen gehört zur Kundenneugewinnung.

5.     Kundenpflege - Mails und Anrufe werden gewissenhaft bearbeitet und beantwortet.

6.     Musterbücher - Aktuelle Musterbücher sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, denn Moden und Hochzeitstrends ändern sich und die Brautpaare von heute wollen sich keine 20 Jahre alten Hochzeitsfotos anschauen. Es zeigt auch, ob der Fotograf mit seinem Aufnahmestil mit der Zeit geht!

7.     Requisiten - Jeder Hochzeitsfotograf führt ein Kontingent an Requisiten mit, z. B. Luftballons, Seifenblasen, Sektgläser, Sekt, Zylinder, Schirme, Köfferchen, Gummistiefel, Decken, Kissen, Make up, Lippenstift, Kaugummi, ... Das alles muss regelmäßig kontrolliert und evtl. aufgestockt werden. Auch hier ändern sich die Trends und ein aufmerksamer Fotograf hat für jeden das Richtige in seiner/ihrer Mary-Poppins-Tasche ;-)

8.     Hochzeitszeitschriften und Magazine - Diese zu durchstöbern ist wichtig um zu sehen, wohin der Trend geht - von der Kleidung über die Candybar bis zum Trash-The-Dress Fotoshooting. 

Schon bemerkt?

Bis hierher hat ein Fotograf noch kein einziges Bild geschossen, aber schon viel Zeit und Geld investiert, was sich natürlich indirekt auch auf die Preisgestaltung auswirkt.

 

Nehmen wir an ein Paar hat nun einen Fotografen beauftragt. Was passiert als nächstes beim Bildermacher?

1.     Kundengespräch - Je nach Aufwand und gebuchter Zeit wird ein Vorgespräch stattfinden. Oft fährt der Fotograf dafür zum Brautpaar. Die Fahrkosten sind normalerweise im Paketpreis mit enthalten.

2.     Location - Oft fährt der Fotograf (falls von der Entfernung möglich) zum "Ort des Geschehens" um sich ein Bild von der Umgebung, den Lichtverhältnissen und möglichen schönen Aufnahmeszenarien zu machen.

3.     Ausrüstung - Reflektoren und Stative werden gecheckt, die Kamera überprüft, Akkus aufgeladen, Batterien gekauft, Speicherkarten formatiert und Linsen geputzt. Alles muss funktionieren und nichts darf fehlen, wenn man es braucht!

Na, was aufgefallen?

Es hat noch immer nicht einmal "Klick" gemacht! Aber dafür ist schon wieder viel Zeit und Geld geflossen.

 

Der große Tag ist da! Der Fotograf darf in Kürze sein erstes Foto machen - ENDLICH!

 

Jetzt beginnt folgende Arbeit:

1.     Anfahrt - Niemals darf ein Hochzeitsfotograf zu spät erscheinen!!! Gute Planung ist dafür erforderlich. Den Abend davor Adressen überprüfen und ins Navi eingeben, benötigte Zeit checken, tanken, Auto packen und frühzeitig ins Bett gehen, rechtzeitig aufstehen, Verkehrsfunk abhören, Zeitpuffer für das Unvorhersehbare einplanen, vorsichtig fahren und ankommen.

2.     Volle Konzentration - Kein wichtiger Augenblick darf nun  "durch die Lappen gehen". Die Augen und die Kamera müssen immer zur rechten Zeit am richtigen Ort sein.

3.     Details - Hat die Braut ihren Lippenstift bei Onkel Egon auf der Wange gelassen? Der Fotograf macht darauf aufmerksam. Ist der Brautstrauß zu sehen? Sitzt der Smoking? Liegt eine Haarsträhne schief? Spiegelt sich Licht in der Brille? Glitzern Schweißperlen auf der Stirn? Alles was das Brautpaar auf den Bildern stören wird, muss der Hochzeitsfotograf rechtzeitig erkennen und eliminieren!

4.     Durchhalten - Bilder ohne Pause! Es ist sehr anstrengend den ganzen Tag geistig und körperlich vollen Einsatz zu zeigen, freundlich, hilfsbereit und ansprechbar zu sein und zu bleiben!

Na, wollen Sie immer noch umschulen???

 

Aber die wirkliche Arbeit fängt jetzt erst an:

1.     Bilder sichten - Oft sind es tausende Bilder, die gesichtet werden müssen. Unscharfe und Ausschuss-Bilder werden aussortiert. Die ersten kleineren Bearbeitungen werden vorgenommen (Bildschnitt, Kontrast etc.).

2.     Online Galerie - Die erste Auswahl der Bilder wird online gestellt und das Brautpaar kann meist schon wenige Tage nach der Hochzeit Fotos sehen und für die weitere Bearbeitung auswählen.

3.     Bearbeitung - Nach Wunsch des Paares werden die gewünschten Aufnahmen bearbeitet - Schönheitsretusche, Umwandlung in Sepia und Schwarz-Weiß, Teilkolorierung und Effekte. Das ist meist der Zeitaufwendigste Part eines Auftrags - er nimmt oft genauso viel (manchmal auch mehr) Zeit in Anspruch wie die fotografische Begleitung der Hochzeit!

4.     Zusätzliche Arbeiten - Slide-Shows, Fotobücher, Dankeskarten etc. entstehen zwar oft auch über Nacht, aber dann ist es für einen Hochzeitsfotografen eine schlaflose Nacht :-(

5.     Präsentation - Wenn Brautpaar und Fotograf nicht allzu weit von einander entfernt wohnt, wird die Arbeit in der Regel persönlich überreicht und präsentiert. Falls die Entfernungen zu groß sind wird das entstandene Meisterwerk sicher verpackt und zur Post gebracht.

 

Endlich Feierabend... mag man meinen ;-) Aber nein, noch lange nicht!

 

Jetzt findet noch folgendes in der Künstlerwerkstatt statt:

  1. Eigenwerbung - Bilder des Shootings werden nochmals gesichtet und die Besten für die eigene Galerie ausgewählt und online gestellt.

  2. Nachbestellungen – Tage oder oft auch Wochen später trudeln Nachbestellungen von Slide-Shows, DVD-Hüllen, Fotobüchern, etc. ein. Diese Aufträge werden zeitnah bearbeitet und versandt.

  3. Vorbereitung - Die Vorbereitungen für die nächste Hochzeit laufen bereits

 

Der "Teufelskreis" beginnt von vorne ;-)

 

Und ist der Preis, der Ihnen der Fotograf genannt hat immer noch zu teuer? Wollen Sie immer noch umschulen?

 

Warum ich es mache? Naja, weil ich es liebe!!! Es ist schön ein glückliches Paar an seinem schönsten Tag zu begleiten, schöne Augenblicke einzufangen, Glücksmomente zu teilen.

 

Eines steht fest Millionär wird man mit Hochzeitsfotografie nicht, aber dafür reicher an Erfahrung, man lernt nette Leute kennen und man macht dem Paar ein unbezahlbares Geschenk - Bilder, die auch noch die Großkinder mit großen Augen betrachten werden ;-)

 

In diesem Sinne bis bald!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Denis (Freitag, 10 April 2015 20:06)

    Danke für die Mühe!